B'90/ DIE GRÜNEN Kreisverband Oberberg - Hindenburgstr. 35, 51643 Gummersbach

Drei Personen im Gespräch, einer redet, zwei hören zu. Im Hintergrund Wasser und Uferbäume

Staatssekretär Gesenhues an der Agger

Am Samstag, 24.8.2024 begrüßte Dr. Julian Münster, Sprecher  des grünen Kreisverbands Oberberg, den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesumweltministerium Dr. Jan-Niclas Gesenhues an der Agger in Engelskirchen.

Am Stauwehr der Kraftwerksanlage Ehreshoven I erörterte Gesenhues mit den Vertreterinnen und Vertretern von Umwelt- und Fischereiverbänden die Auswirkungen der Querbauwerke an der Agger auf alle Wasserlebewesen und die Flussdynamik. Dabei wurde deutlich, dass der in der Europäischen Wasserrahmenrichtline gesetzlich geforderte gute ökologische Zustand der Fließgewässer hier an der Agger durch die Stauwehre der Aggerkette verhindert wird. Die Durchgängigkeit für Wanderfische wie Aal und Lachs, aber auch für die Flusssedimente endet an diesem Wehr. Deutschland hat sich verpflichtet, die Rahmenrichtlinie umzusetzen. Damit kommen auf die Bundesrepublik absehbar Vertragsverletzungsverfahren und Strafzahlungen durch die Europäische Union zu.

Dr. Gesenhues wurde begrüßt vom Engelskirchener Bürgermeister Dr. Gero Karthaus, der selber als promovierter Biologe sein großes Interesse an einem guten ökologischen Zustand der Agger bekundete. „Wir haben hier einen Zielkonflikt: die Wasserkraft versorgt etwa 3.000 Haushalte in Engelskirchen mit klimaneutralem Strom und die Stauseen sind ein wichtiges Habitat für Wasservögel. Auch schätzen die Bürgerinnen und Bürger den hohen Freizeitwert, gerade hier in Loope“, so Dr. Karthaus.  

Dr. Olaf Niepagenkemper vom Fischereiverband NRW betonte ebenso wie Alina Pickart, Projektkoordinatorin beim NABU NRW für die Kooperation mit der Emschergenossenschaft und dem Lippeverband, dass ohne einen Rückbau der Wehranlagen an unseren Flüssen keine Renaturierung gelingen kann. In dieser Kooperation arbeiten Naturschutz, Wasserverbände und Angler gemeinsam erfolgreich für eine ökologische Durchlässigkeit von Lippe und Emscher. Dabei gibt es aber sehr schöne Beispiele, wie zusammen mit den verschiedenen Nutzergruppen der Erholungswert erhalten und sogar gesteigert werden kann. Gerade frei fließende Flüsse üben eine starke Anziehung auf uns Menschen aus.

2 Männer und eine Frau stehen auf dem Aggerwehr
Von Links: Dr. Olaf Niepagenkemper vom Fischereiverband NRW, Paul Kröfges (BUND) und Alina Pickart (NABU) kämpfen für eine Renaturierung unserer Flüsse. In Ostwestfalen ist man weiter als an der Agger, dort kooperiert der Naturschutz mit den Wasserbänden und schafft die ökologische Durchgängigkeit.
Ein kleiner Fluss mit Kiesbänken rechts und links und einer dichten Uferbewuchs aus Kräutern und kleinen Bäumen
So sieht die Agger im Bereich vor Ohl - Grünscheid heute aus. Nach dem Auflassen des Staus 2019 hat sich der Fluss ein natürliches Bett gesucht und ein üppiger Auwald ist entstanden. Das darf nicht wieder zerstört werden!
Eine Gruppe von Menschen in der Diskussion, im Hintergrund die Agger und üppiges Grün
In Ohl-Grünscheid von links nach rechts: Claus Wittke (Sprecher der grünen Landesarbeitsgemeinschaft Ökologie), Wiltrud Kampling (Büro Gesenhues), Friedrich Meyer, Paul Kröfges (BUND), Rolf Egbert (Angelsportfreunde Engelskirchen), J.-N. Gesenhues (BMUV)

Rolf Egbert, Ehrenvorsitzender der Engelskirchener Angler, unterstützte den Wunsch, die Agger wieder in ihren natürlichen Zustand zu versetzen. Dazu schaute man sich gemeinsam den aufgelassenen Stau in Ohl-Grünscheid an, vor dem sich in den letzten 5 Jahren eine faszinierende natürliche Auenlandschaft entwickelt hat. Auch Paul Kröfges und Friedrich Meyer vom BUND betonten, wie sich die Agger an dieser Stelle ohne das Zutun des Menschen ihr natürliches Bett selber geschaffen hat, einschließlich des sich entwickelnden Auwaldes. Die abgelagerten Sedimente, in denen auch Schadstoffe enthalten sind, werden hier festgelegt und gesichert, ohne dass es einen einzigen Euro kostet.

Paul Kröfges und Friedrich Meyer fordern:

„Dieses wertvolle Biotop darf keinesfalls wieder zerstört werden! Wir fordern von der Landesregierung ein Moratorium, es darf kein Wiederanstauen der Agger an dieser Stelle geben!“

Abschließend betonte Dr. Gesenhues das Ziel der Bundesregierung, mit Förderprogrammen wie dem „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz“ die Erhaltung und Wiederherstellung gesunder Ökosysteme zu unterstützen. Dabei spielen natürliche Flusslandschaften mit ihren Auen auch für den Hochwasserschutz eine enorm wichtige Rolle. Die Gewährung von ewigen Wasserrechten von Anfang des 20. Jahrhunderts sei dabei ein Anachronismus aus einer Zeit, als man noch von unbegrenzt verfügbaren Wasserressourcen ausging. 

Fazit von Dr. Jan-Niclas Gesenhues:

„Heute wissen wir es besser. Die Kleine Wasserkraft leistet nur einen geringen Beitrag zur Energieversorgung, aber ihr ökologischer Schaden ist groß!“

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