B'90/ DIE GRÜNEN Kreisverband Oberberg - Hindenburgstr. 35, 51643 Gummersbach

Logo Unternehmensforum:Grün

1. Oberbergisches Unternehmensforum:Grün

Ein heller Saal mit etwa 40 Anwesenden, die aufmerksam einer Rednerin zuhören

Rund 40 Gäste waren der Einladung des grünen Kreisverbands in die Alte Vogtei in Gummersbach gefolgt. Sie wurden begrüßt von Bernadette Reinery-Hausmann, selber Unternehmerin und Landratskandidatin für Oberberg:

„Wir wollen heute mit Ihnen und unseren Gästen die Frage andiskutieren, wie Sie und wir uns aufstellen müssen in dieser ambivalenten und herausfordernden Zeit. Abschließende Antworten darauf wird es nicht geben. Aber wir bleiben dran und werden diesen Dialog mit Ihnen weiterführen, zu diesem demokratischen Diskurs gibt es für uns keine Alternative.“

Neben Keynotes aus dem grünen Bundesvorstand, dem Bundestag und dem Landtag gab es einen hochinteressanten Technikvortrag von Frank Euteneuer, Geschäftsführer und Gesellschafter von Metternich Haustechnik und Building Equipment Cologne zur Energieeffizienz in Industrie, Gewerbe und Kommunen.

Sven Giegold, Stv. Bundesvorsitzender B’90/Die Grünen und ehem. Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium gab ein großes Lagebild der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen.

„Die Energiekosten für Unternehmen sind ein Riesenproblem, aber wir lösen das nicht allein durch die Senkung der Stromsteuer. Das sendet die völlig falschen Botschaften, denn so werden sinnvolle Investitionen nicht gefördert, sondern aufgeschoben oder ganz verworfen.“

Bestätigung für diese Einschätzung kam aus dem Publikum, ein Solarinstallateur berichtete von der Stornierung 6-stelliger Aufträge, weil die Amortisationszeit durch den gesunkenen Strompreis auf 15 Jahre gestiegen sei. „Aber es bleibt ja absolut sinnvoll und ist auch notwendig aus Klimasicht, trotzdem agieren Unternehmen oft kurzsichtig und falsch auf solche Signale.“

Sandra Stein ist u.a. Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie des Bundestages und war bis zur Wahl in den Bundestag in der Geschäftsführung eines mittelständischen Unternehmens im Hochsauerland tätig. Sie betonte, wie wichtig Planungssicherheit aus unternehmerischer Sicht ist. Es musste nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise auch mit schwierigen Entscheidungen reagiert werden, aber das Ziel bleibe doch gleich: 

„Es ist wichtig, eine beschlossene Strategie durchzuhalten, auch wenn es Probleme oder sogar Rückschläge gibt. Man muss vielleicht Anpassungen vornehmen, darf aber nie das Ziel aus den Augen verlieren. Das gilt für die Wirtschaft, aber noch mehr für Notwendigkeiten wie die Klimaneutralität. Für Unternehmen sind solche energiepolitischen Richtungswechsel absolut schädlich!“

Der oberbergische Landtagsabgeordnete Marc Zimmermann trat als Sprecher für Handwerk und Mittelstand in seinem Fachgebiet ans Rednerpult. Er verwies auf die großen energetischen Potenziale, die Unternehmen bei der auch in Oberberg laufenden kommunalen Wärmeplanung bereitstellen können. Er rief dazu auf, diese Chancen und vor allem auch die heimische Expertise des Handwerks zu nutzen. Dabei wurde er konfrontiert mit Beispielen aus der Praxis eines anwesenden Unternehmers, der gerne die Abwärme eines benachbarten metallverarbeitenden Betriebes nutzen würde. „Aber was ist mit der Versorgungssicherheit? Wenn dort die Arbeit aus irgendwelchen Gründen unterbrochen ist, muss ich dennoch weiterproduzieren können. Wir brauchen also ständig eine zweite Versorgungsmöglichkeit zur Sicherheit, doch das ist sehr teuer. Hier sehe ich noch ein großes Problem.“

Sven Giegold ist stellvertretender Bundesvorsitzender von Bündis90/ DIE GRÜNEN
Bernadette Reinery-Hausmann ist die grüne Landratskandidatin für Oberberg
Frank Euteneuer ist Unternehmer und baut hocheffiziente Wäre-Kälte-Systeme

Marc Zimmermann MdL
Sandra Stein MdB

Der Fachvortrag von Frank Euteneuer konnte manchem Teilnehmer möglicherweise neue Erkenntnisse vermitteln. Sein Unternehmen baut hocheffiziente Wärme- und Kälteversorgungen für private, gewerbliche und kommunale Kunden. Er stellte seiner Präsentation ein Motto voraus: „Der kluge Umgang mit Energie sichert die nächsten Generationen.“ Während eine Luft-Wärmepumpe einen Wirkungsgrad von 1:3 erreicht, kommt man bei der Nutzung von Eis als Energiequelle schon auf 1:5, bei einem zusätzlichen Wärmespeicher sogar auf 1:9. Die Bereitstellungskosten von Wärme oder Kälte lassen sich damit von ca. 10 Cent auf 3 Cent pro Kilowattstunde senken.

„Es gibt kaum eine Investition, die sich sowohl monetär als auch für den Klimaschutz mehr rechnet!“

sagte der Handwerksmeister für Zentralheizungs- und Lüftungsbau und Gesellschafter der Firma Building Equipment Cologne. Mittlerweile sind in Deutschland rund 1.000 solcher Systeme errichtet worden, durch eine industrielle standardisierte Vorfertigung der Technikzentrale und anderer Komponenten konnten Bauzeiten und Kosten deutlich reduziert werden. Euteneuer lud alle Interessierten zu einem Besuch des von seiner Firma errichteten „All Electric Society Park” in Blomberg ein.

Im Anschluss an die Vorträge gab es einen lebhaften Austausch der Akteure und ein sehr positives Echo. Moderatorin Bernadette Reinery-Hausmann bat um ein ehrliches Feedback, dazu lagen Evaluationsbögen aus. Diese wird der Kreisverband für die Vorbereitung der nächsten Veranstaltung auswerten.

„Wir werden dieses Unternehmensforum verstetigen und im kommenden Jahr erneut einladen. Außerhalb des Wahlkampfs erwarten wir eine noch stärkere Resonanz“,

so die grüne Landratskandidatin.

 

 

 

Die Teilnehmer in angeregtem Gespräch
Dialog und Austausch war das zentrale Motiv der Veranstaltung